Weinjahrgang mit Happy End

Sehr positiv fällt die Erntebilanz im Weinanbaugebiet Mosel aus: Die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer haben Trauben in hervorragender Qualität geerntet, die Verbraucher dürfen sich auf hochwertige, aromatische und elegante Weine aus dem Jahrgang 2015 freuen. Für die Weinerzeuger gab es dank des Goldenen Oktobers ein Happy End, nachdem der Regen im September zunächst die Aussichten auf einen Spitzenjahrgang etwas getrübt hatte.

Der September war für die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer eine Zitterpartie. Viele befürchteten einen erneuten Turbo-Herbst wie 2014. Doch es gab dank eines Goldenen Oktobers ein „Happy End“: Der 2015er Weinjahrgang im Weinanbaugebiet Mosel ist von hervorragender Qualität. Der Moselwein e.V. zog in seiner Herbstpressekonferenz in Kasel an der Ruwer ein positives Fazit der Traubenlese. Einziger Wermutstropfen sei die insgesamt kleine Erntemenge, wie Weinbaupräsident Rolf Haxel, Vorsitzender des Moselwein e.V., berichtete.

 

In der Pressekonferenz ließ der Vorstand des Moselwein e.V. das Weinjahr Revue passieren. Nach dem sehr heißen und trockenen Sommer waren die Regenfälle Anfang September zunächst von den Weinerzeugern begrüßt worden. Als es dann in der wichtigen Reifephase immer wieder regnete, kam Nervosität auf. Die Erinnerung an den problematischen Herbst 2014 mit rasanter Ausbreitung von Fäulnis und einer Essigfliegen-Plage war noch frisch. „So einen Herbst wie letztes Jahr wollte niemand so schnell wieder haben“, so Rolf Haxel. Doch die Befürchtungen traten 2015 nicht ein. Probleme mit Essigfliegen gab es nicht, und die Feuchtigkeit schadete den bis dahin sehr gesunden Früchten kaum. Da es vor allem nachts kühl war und der Ostwind die Trauben schnell trocknete, konnten sich Botrytis und andere Pilze nicht ausbreiten. In der Vergangenheit waren trockene Jahre immer sehr gute Weinjahre. Und dies traf dann letztendlich auch für den 2015er zu.

 

Nachdem einige frühreifende Sorten schon ab Mitte September geerntet worden waren, begann die Hauptlese mit der Rebsorte Müller-Thurgau zu Beginn der letzten September-Dekade. Die Ernte der Burgundersorten sowie von Elbling begann ebenfalls gegen Ende September. Während der Hauptlese des Rieslings in den ersten beiden Oktoberwochen herrschte überwiegend trockenes und sonniges Herbstwetter bei Nachttemperaturen bis zum Gefrierpunkt. Die wesentlich günstigeren Bedingungen als im Vorjahr führten zu einer entspannten Lese. Die meisten qualitätsorientierten selbstvermarktenden Weingüter nutzten die guten Witterungsbedingungen in der letzten Septemberwoche bereits zur Vorlese beim Riesling. Die verbliebenen gesunden und sehr reifen Rieslingtrauben ließen sie noch am Stock. Schon zu diesem Zeitpunkt schmeckten die Trauben reif und aromatisch.

Bis Anfang November wurde in den Steillagen an Mosel, Saar und Ruwer in mehreren Lesedurchgängen Riesling in allen Qualitätsstufen geerntet, von gesunden Trauben für trockene und feinherbe Weine bis hin zu Rosinen für die Erzeugung edelsüßer Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Auch auf Eiswein wird noch gehofft: Zahlreiche Weingüter haben noch Trauben an den Stöcken und spekulieren auf einen Kälteeinbruch, um den Jahrgang mit einer Eisweinlese krönen zu können. Die Mostgewichte beim Riesling lagen durchschnittlich bei 85 Grad Oechsle, also im Spätlesebereich. Viele Winzer ernteten Trauben mit Mostgewichten von weit über 100 Grad Oechsle. Auch bei den anderen Sorten waren die Mostgewichte sehr zufriedenstellend.

 

Sehr unterschiedlich fiel dagegen die Zufriedenheit mit der Erntemenge aus. Die gesamte Erntemenge an Mosel, Saar und Ruwer werde auf rund 794.000 Hektoliter geschätzt, sagte Rolf Haxel. Das seien fast 100.000 Hektoliter weniger als im Jahr 2014. Grund hierfür war vor allem die langanhaltende Trockenheit im Sommer. Regional zeigte sich die Situation aber sehr unterschiedlich. An der Terrassenmosel lagen die Ernteerträge zwar auch unter dem langjährigen Durchschnitt, aber dennoch weit über den Mengen des Vorjahres. Im Bereich der Mittel- und Obermosel wurden die üppigen Mengen des Herbstes 2014 dagegen nicht erreicht. Schließlich führte auch der austrocknende Ostwind dazu, dass die Erntemengen in den ersten beiden Oktoberwochen fast täglich niedriger wurden. Hinzu kam die verhältnismäßig geringe Auspressquote beim Keltern. Dennoch war der Herbst vor allem für die direktvermarktenden Weingüter wesentlich besser als 2014, denn dank des guten Gesundheitszustandes der Trauben konnten die Weinberge in aller Ruhe geerntet werden. Im Vorjahr war der Mengenverlust durch den raschen Pilzbefall sehr groß, manche Rebanlagen waren sogar Totalverlust.

 

Mit 721.000 Hektoliter entfallen knapp 90 Prozent der Produktion des 2015er Jahrgangs an der Mosel auf Weißwein. 59 Prozent (472.500 Hektoliter) der Ernte entfallen auf die Rebsorte Riesling, 13 Prozent (rund 104.000 Hektoliter) auf Müller-Thurgau, 7 Prozent (56.320 Hektoliter) auf Elbling und 5 Prozent (rund 40.000 Hektoliter) auf Weiß- und Grauburgunder. Rotweine und Rosé bzw. Blanc de noir machen mit etwa 73.000 Hektoliter rund 10 Prozent der Produktion aus. Davon sind vor allem die Rebsorten Spätburgunder mit einem Produktionsanteil von 4 Prozent (32.810 Hektoliter) und Dornfelder mit 3,9 Prozent (31.000 Hektoliter) bedeutend.

Im Keller bereitet der 2015er Most keine Probleme. Die Moste und Jungweine schmecken fruchtig und aromatisch mit harmonischer Säure-Struktur. Bei den Rotweinen sind die Farbwerte sehr zufriedenstellend. „Die Verbraucher dürfen sich auf hochwertige 2015er Weine von Mosel, Saar und Ruwer freuen“, stellte Rolf Haxel fest.