Bis zu 60 Grad Steigung, bröckelndes Schiefergestein, harte Handarbeit, Abenteuerlust und Gemeinschaftssinn – das sind die Schlagwörter, für die die beiden Jungwinzer Jana Thielmann und Christian Schinnen stehen. „Wir sind absolute Steillagenfans“, sagen die zwei Moselaner. „Es ist eine anstrengende Arbeit, aber der Wein, der dabei herauskommt, entschädigt für alle Mühen.“ Das Weingut Thielmann-Schinnen ist "Betrieb des Monats" der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz im September 2018. Einmal im Monat präsentiert die Landwirtschaftskammer einen Betrieb aus einem der sechs Weinanbaugebiete im Land Rheinland-Pfalz.
Seit Juli 2017 haben Christian Schinnen, der sein Studium als Weinbauingenieur an der Hochschule in Geisenheim im Jahr 2008 abschloss, und Jana Thielmann, die dort 2011 ihren Bachelor in Weinbau und Oenologie gemacht hat, das Weingut Josef Thielmann in Ernst übernommen. Zusammen meistern sie die alltäglichen Aufgaben. Jana Thielmann ist seit Juli 2012 vollzeitig im Weingut beschäftigt. Es ist also durchaus auch Frauenpower angesagt. Cousin Christian ist seit 2008 dabei.
Zusätzlich wurden seit Mitte des vergangenen Jahres die Flächen des Weinguts Margaretenhof in Ediger-Eller, dem elterlichen Weingut von Christian Schinnen, hinzugenommen und der Betrieb somit auf rund acht Hektar erweitert. Die Eltern unterstützen die beiden tatkräftig in ihren Arbeiten. Nur wenige Kilometer trennen die Familien. „Gemeinsam kann man mehr erreichen!“, sind sie überzeugt. „Und da wir beide die gleiche Philosophie beim Erzeugen von Wein verfolgen, haben wir unsere Betriebe im vergangenen Jahr zur Thielmann-Schinnen GbR zusammengeschlossen“, informiert Jana Thielmann. Der Weinausbau läuft bereits gemeinsam in Ernst, die Vermarktung noch getrennt. Aber das soll sich mit der Zeit ändern.
Der Zusammenschluss bringt einige Vorteile mit sich: die Arbeitsersparnis durch eine bessere Organisation und eine höhere Auslastung der Maschinen. „Wir haben das gemeinsame Arbeiten schon über viele Jahre erprobt. Jeder von uns kümmert sich nun um den Bereich, in dem er seine Stärken hat“, sagt Christian Schinnen. Mit ihren Erzeugnissen nehmen sie auch weiterhin an der Landesprämierung für Wein und Sekt teil. „Die Auszeichnungen verleihen uns regional ein hohes Ansehen, und wir bekommen eine objektive Einschätzung und Einordnung unserer Produkte“, betont Thielmann.
Der Großteil der bewirtschafteten Fläche ist mit Rieslingreben in Steillagen bestückt. Die Arbeit in diesen Weinbergen erfordert besonderes Fingerspitzengefühl. „Die Steillagen machen unsere Region aus. Uns ist es wichtig, sie zu erhalten. Denn die Weine, die hier wachsen, sind wie die Gegebenheiten der Natur etwas ganz Besonderes“, so Thielmann. Das Ziel der 30-Jährigen und des 33-jährigen Schinnen ist es, „die Freude und das Glück, das wir empfinden – sei es bei der Arbeit in unseren Weinbergen, dem Weinausbau und natürlich beim Genießen unserer Weine – zu vermitteln“. Dabei wollen sie künftig vermehrt auch jüngeres Publikum ansprechen. „Wein ist ja vielmehr als ein Getränk“, sagt Christian Schinnen. Er spiegelt die Landschaft wider, in der er gewachsen ist, und die Persönlichkeiten, die ihn gepflegt haben.“ Jana Thielmann ergänzt: „Wein verbindet den Menschen mit der Natur und die Menschen untereinander beim Genießen.“
Eine gute Gelegenheit, die Weine von Thielmann und Schinnen zu genießen, bietet sich in der familieneigenen Straußwirtschaft in Ediger-Eller oder beim dortigen Straßenweinfest am ersten Oktoberwochenende. Das Weingut Thielmann ist im Sommer auf dem Cochemer Weinlagenfest sowie dem Weinfest in der Eifelstadt Kaisersesch, „Esch macht Ernst“, anzutreffen. Interessierte können sich auch für eine Weinprobe anmelden und sich von den Weinexperten beraten lassen. Sollte der Wein dann so gut schmecken, dass das Auto besser stehenbleibt, ist das auch kein Problem. Sowohl Familie Schinnen als auch Familie Thielmann bietet Ferienwohnungen an. Bei letzteren gibt es sogar eine besondere Gästebetreuerin: Hofhündin Oechsle. Dem Namen nach sollte ihr bevorzugtes Revier eigentlich in den Weinbergen liegen. Sie bleibt jedoch lieber zu Hause im Weingut. Immerhin ist ihre Hundehütte ganz stilecht ein Weinfass, und darin scheint es viel gemütlicher zu sein, als in den 60 Prozent geneigten Steillagen.