Auf großes Interesse stieß die Pressekonferenz zur „Einweihung“ des Muster-Lebensturms vor dem Steillagenzentrum des DLR Mosel in Bernkastel-Kues sowie die Vorstellung der frisch gedruckten Broschüre „Lebenstürme für die Mosel“ von Carsten Neß. Hintergrund ist das Projekt „Lebenstürme an der Mosel“, zu dem Regionalinitiative „Faszination Mosel“, DLR Mosel sowie der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. gemeinsam die Menschen, Vereine, Institutionen und Akteure im Weinanbaugebiet Mosel aufrufen.
Das Foto zeigt von links Hubert Friedrich (Leiter DLR Mosel), Simone Röhr (Regionalinitiative Faszination Mosel), Karl-Josef Thul (AK Weinbau Landjugend Rheinland-Nassau), Maurice Wrusch und Julian Dietz (FÖJler DLR Mosel), Carsten Neß (Landschaftspfleger DLR Mosel) und Walter Clüsserath (Präsident Weinbauverband Mosel). Foto: Chris Marmann
„Der Impuls kam aus der Diskussion um den Rückgang der Artenvielfalt“, so der Winzer Karl-Josef Thul vom Arbeitskreis Weinbau der Landjugend Rheinland-Nassau. Anfang des Jahres hatte er die zündende Idee: 100 Lebenstürme in der Moselregion sollen zeigen, wie sich Landwirtschaft und Weinbau positiv auf die Förderung der biologischen Vielfalt auswirken können. Weinbaupräsident Walter Clüsserath begrüßt die Initiative, zeigt sie doch auch, was die Winzer für den Erhalt der Kulturlandschaft und der biologischen Vielfalt leisten.
Koordiniert wird das Projekt von der Regionalinitiative Faszination Mosel. Bis zur „Woche der Artenvielfalt“ im Mai nächsten Jahres sollen die Lebenstürme wie Wolkenkratzer aus dem Boden schießen und ein Zeichen setzen. Geschäftsführerin Simone Röhr sieht hier viel Potential, die Menschen vor Ort, aber auch die Gäste für dieses Thema zu gewinnen. Ihr Ziel ist es, die Mosel zur führenden Genussregion Deutschlands zu entwickeln. „Dazu gehört nicht nur der kulinarische Genuss“, führt sie aus, „sondern auch das Genießen dieser wunderbaren Landschaft und der besonderen Pflanzen- und Tierwelt.“
Doch wie sollte ein Lebensturm für die Moselregion aussehen? Vor dem Steillagenzentrum des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues haben sich Maurice Wrusch und Julian Dietz an die Arbeit gemacht. Beide absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im DLR Mosel. Beispielhaft haben sie Stockwerk für Stockwerk des fast vier Meter hohen Turms mit Lebensraumelementen gefüllt. Die Basis bildet eine moseltypische Trockenmauer. Darüber sind Bienenhotels, Totholz, Lehmwände, Kästen mit Erde, Sand, Rinde und Astwerk als Rückzugräume für Insekten, Spinnen und andere Kleinstlebewesen eingefügt. Optisch hervor stechen die farbig gestreiften Hummelkästen und der rote Florfliegenkasten.
„Schon ein einzelner Lebensturm ist ein ambitioniertes Projekt“, so Carsten Neß, Landespfleger im DLR Mosel. Damit die Lebensturm-Erbauer es etwas leichter haben, hat das DLR Mosel die Broschüre „Lebenstürme für die Mosel“ erarbeitet. Hier sind Hinweise zu Konzeption, Genehmigung, Bauweise, Anschauungsobjekten sowie Links zu weiteren Informationsquellen übersichtlich zusammengefasst. Wichtig ist, die Einbeziehung des Umfeldes beim Lebensturmbau. Auch das muss vielfältig angelegt sein, damit zu den Wohnstätten im Lebensturm auch die zugehörigen Nahrungsgebiete angeboten werden.
Lebendige Moselweinberge sind ein Leitprojekt für die Menschen in der Region, stellte Hubert Friedrich, Dienststellenleiter des DLR Mosel abschließend dar: „Es geht dabei um meine Heimat, meine Region und eine gesunde Umwelt, in der ich leben will“. Auch die Lebenstürme sollen ihre positive Wirkung auf die Bevölkerung erzielen, sie dabei mitnehmen. "Wo bereits erste Lebenstürme stehen, wie in Nittel oder Wolf, klappt das gerade mit Kindergruppen schon prima."
Die Broschüre „Lebenstürme für die Mosel“ ist kostenlos beim DLR Mosel, martina.engelmann-hermen(at)dlr.rlp.de, zu bestellen und steht zum Download auf www.lebendige-moselweinberge.de zur Verfügung.
Die Projektkoordination liegt bei der Regionalinitiative Faszination Mosel, Simone Röhr, Telefon 06571 14-2302, simone.roehr(at)bernkastel-wittlich.de.
Ein formloser Antrag auf Genehmigung eines Lebensturms außerhalb von Ortschaften ist vor Baubeginn bei der jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörde in der Kreisverwaltung zu stellen.
Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz sowie den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums. Die Regionalinitiative beteiligt sich an der Finanzierung mit insgesamt 12.500 Euro.