Das Projekt „Lebendige Moselweinberge“ wird international. Am diesjährigen sechsten Kurs zur Ausbildung von Naturerlebnisbegleitern haben erstmals Interessierte aus Luxemburg teilgenommen. Staatssekretär Andy Becht hat bei der Übergabe der Zertifikate in Temmels an der südlichen Wein-Mosel die „Verantwortungsgemeinschaft“ an der Mosel hervorgehoben.
„Sie leben vor, was eine echte Verantwortungsgemeinschaft ausmacht: eine tiefe Überzeugung, dass etwas für eine intakte Natur und Landschaft getan werden muss, eine besondere Motivation, in der Praxis etwas Positives zu bewirken, ein großartiger Zusammenhalt in der Gruppe als Ganzes. Hier im länderüberschreitenden Moseltal entsteht etwas Großes“, sagte Staatssekretär Andy Becht bei der Übergabe der Zertifikate an die 21 neuen Naturerlebnisbegleiterinnen und –begleiter im Bürgerhaus Temmels.
Erstmals waren unter den Kurs-Teilnehmern auch Luxemburgerinnen und Luxemburger. Der dortige Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, Romain Schneider, fand das vom DLR Mosel koordinierte Projekt so herausragend, dass er eine luxemburgische Teilnahme stark unterstützte.
Die „lebendigen Moselweinberge“ sind nicht nur mit den Naturerlebnisbegleitern über den Fluss nach Luxemburg gesprungen, sondern nun auch mit einem „Bonus-Leuchtpunkt der Artenvielfalt“ vertreten, und zwar am Palmberg bei Ahn. An den Leuchtpunkten erkunden und beschreiben Naturerlebnisbegleiter an repräsentativen Landschaftsausschnitten in den Weinbergen die besonderen Aspekte der biologischen Vielfalt.
Landrat Gregor Eibes als Vorsitzender der Regionalinitiative Mosel würdigte ebenfalls die grenzübergreifende Zusammenarbeit. Man müsse weniger in politischen Grenzen denken, so sein Appell, denn weder die Natur noch die Gäste der Moselregion würden sich für die Grenzen interessieren. "Weinbau bewirkt viel, ohne den Weinbau gäbe es viel weniger Arten in den Steilhängen", konstatierte Mosel-Weinkönigin Laura Gerhardt in ihrem Grußwort. Die Naturerlebnisbegleiter seien wichtige Botschafter der Mosel, denn sie würden diese Wissen den Urlaubern vermitteln. Die Vereinbarkeit von wirtschaftlich erfolgreichem Weinbau und Natur- und Artenschutz mahnte der Präsident des luxemburgischen Winzerverbandes, Marc Weyer, an. Stefanie Vornhecke, Vizepräsidentin des deutschen Weinbauverbandes Mosel und Vorstandsmitglied der Mosel-Weinwerbung, hat vor einigen Jahren selbst die Ausbildung zur Naturerlebnisbegleiterin absolviert. Sie lobte bei der Veranstaltung in Temmels, dass inzwischen der Steillagenweinbau als artenreiche Sonderkultur anerkannt sei und die Trockenmauern in den Weinbergen unter Naturschutz gestellt werden sollen. Ihr ist ein besonderes Anliegen, das Thema Artenvielfalt im Weinbau den Einheimischen und den Winzerkollegen zu vermitteln. Sie propagiert statt "englischem Rasen" eine bunte Begrünung der Rebzeilen mit heimischen Blütenpflanzen, um Insekten mehr Lebensraum zu bieten.
Zehn „Leuchtpunkte der Artenvielfalt“ von Nittel bis Kobern-Gondorf sind bereits ausgezeichnet. Drei weitere Leuchtpunkte für das Jahr 2020 waren bereits gewählt. Doch dann war die Beschreibung einer luxemburgischen Teilnehmerin derart überzeugend, dass der Leuchtpunkt am Palmberg kurzerhand als „Bonus“-Punkt mit aufgenommen wurde. Somit wird zukünftig ein luxemburgischer Leuchtpunkt am Anfang aller Highlights der Artenvielfalt entlang der Mosel zwischen Perl und Koblenz strahlen.
Alle „Leuchtpunkte der Artenvielfalt“ werden in einem kurzen Film dargestellt, der auf der Homepage der Lebendigen Moselweinberge angesehen werden kann. Anlässlich der Zertifikatsübergabe feierte nun der achte Film Premiere: der Leuchtpunkt „Sommerauer Schlossberg“ wurde von Jungwinzer Felix von Nell aus Trier präsentiert und im Filmporträt vorgestellt.