Die Wetter-App war im Sommer 2018 der ständige Begleiter der Winzer an Mosel, Saar und Ruwer. Der extrem heiße und trockene Sommer bereitete den Winzern ebenso Sorgen, wie die Angst vor Unwettern mit Hagel und Starkregen. Nach zwei Jahren mit großen Problemen, aufwändiger Lese und den kleinsten Erntemengen waren die Erzeuger sehr angespannt.
Der Witterungsverlauf im September und Oktober vertrieb zunehmend die Sorgenfalten und sorgte für ein Happy End bei der Weinlese 2018 im Anbaugebiet Mosel. Die Ernte ist sowohl in Hinsicht auf die Qualität der Trauben wie auch auf die Menge hervorragend, wie der Moselwein e.V. in seiner Herbstpressekonferenz im Hotel Zur Marienburg in Pünderich berichtete. Die Hoffnung der Winzer auf volle Keller erfüllte sich. Dazu lieferte der Jahrgang Trauben in hervorragender Güte.
Vor 30 Medienvertretern von Presse, Rundfunk, Fernsehen und online-Medien stellten Mosel-Weinkönigin Laura Gerhardt, Henning Seibert als erster stellvertretender Vorsitzender und die weiteren Vorstandsmitglieder in der von Geschäftsführer Ansgar Schmitz moderierten Pressekonferenz den Erntebericht vor. Nachdem im vergangenen Jahr viele Fässer und Tanks leer geblieben war, weil Frost im Frühjahr und Fäulnis im September ihren Tribut forderten, füllt die 2018er Ernte nun die Keller an der Mosel mit der größten Ernte seit 16 Jahren. Auf mehr als eine Million Hektoliter schätzt Rolf Haxel, Vorsitzender der Mosel-Weinwerbung und Präsident des Weinbauverbandes Mosel die Menge. 2002 ernteten die Winzer im Moselgebiet rund 1,027 Millionen Hektoliter. Die Schätzung für 2018 liegt mit 1.026.020 Hektolitern fast gleich. 2017 lag die Erntemenge an der Mosel mit nur 534.000 Hektolitern so niedrig wie noch nie in den vergangenen 50 Jahren. Auch die Jahre zuvor waren durch kleine, wenn auch qualitativ hochwertige Ernten geprägt. Die letzte größere Erntemenge hatten die Moselaner 2011 mit 950.000 Hektolitern eingebracht.
Ähnlich wie 2011 entwickelte sich auch die Erntezeit 2018 zu einem goldenen Herbst. Die Winzer schwärmten von „Trauben wie aus dem Bilderbuch“ und sensationeller Traubengesundheit. In den sozialen Netzwerken wurden zahllose Fotos und Videos mit goldgelben, reifen, gesunden Trauben gepostet, unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein von gut gelaunten Erntehelfern gelesen. Entspannte Lese bei bester Stimmung – dieses Bild beherrschte die Mosel im September und Oktober 2018.
Die Traubenlese begann 2018 ähnlich früh wie 2017, dem Jahr mit dem bislang frühesten Erntestart an der Mosel. Bereits im August wurden frühreifende Sorten für Federweißer und Traubensaft geerntet, da die Reife schon so weit vorangeschritten war. Früh im September begann die Hauptlese mit Müller-Thurgau und Burgundersorten. Bei Elbling und Riesling startete die Ernte etwas später als noch im August erwartet.
Nach dem langen Winter hatte kaum jemand mit einer solch frühen Lese gerechnet. Der März war im Durchschnitt kälter als der Januar und brachte nochmals Schnee. Im April begann dann aber fast übergangslos der Sommer. Das warme Wetter und ausreichend Wasser sorgten für einen schnellen und relativ frühen Austrieb. Dank des Wetters kam es zu einer sehr frühen Blüte, die bereits in der letzten Mai-Dekade begann und auch in den späteren Lagen schon früh im Juni zu Ende war. Lokale Unwetter mit Starkregen sorgten für Erosionsschäden in neu gepflanzten Weinbergen. Hagel gab es an der Mosel nur vereinzelt und ohne nennenswerte Schäden.
Die Rebstöcke kompensierten mit der Produktion vieler Früchte den Frostschaden von 2017. Bei den meisten Rebsorten wurden die zulässigen Hektarhöchsterträge erreicht, trotz der Trockenheit im Sommer. Der Wassermangel war lange beherrschendes Thema. Die Winzer sehnten sich dringend einen Landregen herbei. Die Niederschlagsmengen im Sommer waren sehr unterschiedlich in der Region verteilt. Während beispielsweise Gewitterregen in Teilen der Mittelmosel im Juli insgesamt 60 Liter Wasser je Quadratmeter brachte, blieb es an der Terrassenmosel sowie im Raum Trier, Saar und Obermosel wesentlich trockener. In Trier-Avelsbach wurden im Juli nur 6,6 Liter Niederschlag registriert, in Zell 20,4 und in Winningen 24,9 Liter. Die Wasserbilanz bis Ende Juli wies im gesamten Gebiet hohe Defizite gegenüber den langjährigen Mittelwerten auf.
Auch im August war das Wetter neidisch und brachte nur regional und lokal mit Gewittern Niederschläge. Teilweise bewässerten Winzer ihre Junganlagen, um die Rebstöcke vor dem Vertrocknen zu bewahren. Alte Rebanlagen kamen mit dem Wassermangel besser zurecht, da ihre Wurzeln tiefer reichen. Die andauernde Hitze und Trockenheit mit Temperaturen bis 38 Grad Celsius bremsten die zuvor rasante Entwicklung der Reben wieder etwas ab.
Der Vorteil des trocken-heißen Frühjahres und Sommers war, dass keine Probleme mit Pilzerkrankungen wie Oidium und Peronospora sowie tierischen Schädlingen wie Sauerwürmern oder Kirchessigfliegen auftraten. Auch nach den Niederschlägen Anfang September blieben die Trauben gesund, weil die Nächte kühl und die Tage trocken waren und Fäulnis keine Chance hatte. Der späte Regen brachte zudem eine bessere Saftausbeute, als man nach der Trockenheit erwartet hatte, und die kühlen Nächte bedingten eine gute Aromaausprägung in den Früchten.
Die Reifemessungen 2018 gleichen den ebenfalls heißen und trockenen Jahren 2003 und 2011. Bereits Anfang August starteten die Reifemessungen des DLR Mosel, so früh wie nie zuvor. Müller-Thurgau und Burgundersorten wiesen am 6. August bereits Mostgewichte von mehr als 50 Grad Oechsle auf. Vergleichbare Werte wurden 2017 erst zwei Wochen später gemessen.
Erste Betriebe starteten Ende August mit der Lese des Müller-Thurgau, die Hauptlese dieser Sorte begann schon am 5. September – gut drei Wochen vor dem langjährigen Mittel. Das Mostgewicht des Müller-Thurgau lag im Mittel bei 75 Grad Oechsle.
Hohe Mostgewichte erreichten die Burgundersorten, die häufig über der 100-Oechsle-Marke lagen. Im Mittel wurden Weiß- und Grauburgundertrauben mit 90 Grad Oechsle geerntet, Spätburgunder mit 85. Die alte Sorte Elbling brachte es auf beachtliche 68 Grad Oechsle. Beim Riesling, der ab Mitte September geerntet wurde, lag das Mostgewicht im Mittel bei 85 Grad Oechsle und damit Spätlese-Bereich.
Die Aromatik der Trauben sowie die moderaten Säuregehalte lassen vollmundige, fruchtbetonte und harmonische Moselweine des Jahrgangs 2018 erwarten. Die Moste schmecken sauber, reintönig und fruchtig. Der Herbst lieferte die besten Voraussetzungen für die Erzeugung schmackhafter trockener und feinherber Weißweine, bei Elbling, Müller-Thurgau und den weißen Burgundersorten wie auch beim Riesling. Intensive Farbausprägung und sehr reife Tannine bieten bei den roten Sorten die Basis für sehr gute Rotweine. Dank der Erntemenge wird es auch ausreichend Grundwein für die Veredelung zu Sekt, Winzersekt und Crémant geben.
Beim Riesling werden die Weingüter, Winzergenossenschaft und Weinkellereien die gesamte Bandbreite von trockenen Qualitätsweinen bis hin zu Kabinett, Spät- und Auslesen sowie Großen Gewächsen und Beeren- sowie Trockenbeerenauslesen anbieten können. Aufgrund des hervorragenden Gesundheitszustandes der Trauben mit einem sehr geringen Anteil an Botrytis-Beeren war der Selektionsaufwand bei der Lese gering – ganz anders als 2017 und 2016, als Fäulnisbefall sehr hohen Aufwand erforderte. Zahlreiche Weingüter machten sich dennoch bei der Lese 2018 die Arbeit, um Rosinen für edelsüße Riesling-Raritäten bis hin zu Trockenbeerenauslesen mit Mostgewichten von weit über 200 Grad Oechsle zu selektionieren.
Aufgrund des guten Ertrags und der gesunden Trauben ist davon auszugehen, dass etliche Betriebe beim Riesling eine Eisweinproduktion planen. Die Flächen dafür müssen bis 15. November bei der Landwirtschaftskammer angemeldet werden.
Während im wahrhaft goldenen Oktober bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein die letzten Riesling-Trauben in den Steillagen geerntet werden und in den Kellern die Moste gären, trübt allein die Entwicklung des Fassweinmarktes die gute Stimmung. Während 2017 für Moste der Sorten Elbling und Müller-Thurgau 110 bis 120 Euro je Hektoliter gezahlt wurden, liegt der Preis aktuell bei 70 Euro je hl. Ähnlich ist die Lage beim Riesling auf dem Fassweinmarkt: Von 150 Euro im Vorjahr fiel der Preis auf 90 bis 100 Euro je hl.
Für die Verbraucher bringt das den positiven Effekt, dass sie mit stabilen Endverbraucherpreisen für Moselweine rechnen dürfen. Da bei vielen Winzern die 2017er Weine zum Teil schon ausverkauft sind, werden voraussichtlich bereits vor Weihnachten die ersten 2018er Moselweine der frühen Rebsorten in den Handel und auf die Gastronomiekarten kommen.