Zwei Dutzend neue Naturerlebnisbegleiter erhielten am Dienstagabend in Bernkastel-Kues ihre Zertifikate aus den Händen von Staatssekretär Andy Becht und der Mosel-Weinkönigin Kathrin Hegner. Sie haben erfolgreich an der Qualifizierung zur Artenvielfalt in Weinbergen teilgenommen.
Staatsekretär Andy Becht genoss sichtbar seinen persönlichen Hattrick: Zum dritten Mal hintereinander übergab er im feierlichen Rahmen dem diesjährigen fünften Jahrgang der Naturerlebnisbegleiter die wohlverdienten Zertifikate. Wieder hatten sich engagierte Menschen von der Mosel, diesmal zwischen Trittenheim und Koblenz, zwanzig Dienstagabende auf den Weg ins Steillagenzentrum in Bernkastel-Kues gemacht, um sich zu den Themen Flora, Fauna und Ökologie der Weinberge schulen zu lassen. Nach aufwendig erarbeiteten Konzepten zu Gästeführungen oder zu Projekten zur Förderung der Artenvielfalt einschließlich einer praktischen Prüfung dürfen sie sich nun „Naturerlebnisbegleiter“ nennen.
Dabei ist die Vielfalt der Prüfungsthemen wieder beeindruckend. So gestaltet Birgit Ailbout aus Briedel eine größere brachliegende Wegespitze inmitten der Rebflächen zu einem Refugium für Insekten und Reptilien um. Herbert Becker aus Enkirch entführt seine Gäste auf eine fachkundige Wanderung durch die Weinberge zu einem grandiosen Abschluss mit Sekt und Sonnenuntergang. In der Vorbereitung hat er bereits die örtlichen Sektmanufakturen für die Ziele der Initiative „Lebendige Weinberge“ gewinnen können. Karin-Simone Hauth aus Mülheim und die Wolfer Carsten Muhs, Marion Sausen und Andrea Weyel haben einen „Zippammerweg“ für die Wolfer Goldgrube konzipiert, der in der dort laufenden Flurbereinigung umgesetzt werden soll. Nur drei Beispiele aus einer Fülle ausgezeichneter Abschlussarbeiten.
Aus dem Herzen der anderen Kursteilnehmer sprachen Claudia Müller aus Ürzig und Herbert Becker aus Enkirch, als sie aus ihrer Sicht die mitunter recht anstrengende, aber stets gewinnbringende Zeit seit Jahresbeginn schilderten. Und irgendwie sei es doch schade, dass Unterricht und Exkursionen nun vorbei wären.
Bereits zu Beginn zog Staatssekretär Andy Becht eine Bilanz über fünf Jahre Initiative „Lebendige Moselweinberge“ unter der Federführung des DLR Mosel. Viel wurde bereits erreicht, um das Bewusstsein für die Artenvielfalt als wichtiges Qualitätsmerkmal einer intakten Weinkulturlandschaft zu stärken. Angefangen mit der Fachtagung „Leben im Weinberg“ der Akademie Ländlicher Raum, über einen Fotowettbewerb mit anschließender Fotoausstellung, bis zum innerhalb der Bernkasteler Flurbereinigung angelegten Themenweg „Eidechse liebt Riesling“ wurde viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Aber auch praktische Maßnahmen wie mit EU-Mitteln geförderten LEADER-Projekte zur ökologischen und gestalterischen Aufwertung von Wegespitzen in Piesport und Osann-Monzel gehören dazu. Kernstück ist und bleibt die Qualifizierung der mittlerweile 122 Naturerlebnisbegleiter, die Akteure und Multiplikatoren sind.
„Die „Lebendigen Moselweinberge“ leben durch die Naturerlebnisbegleiter“, würdigte Andy Becht deren Engagement. Das zeige sich auch in dem Projekt „Leuchtpunkte der Artenvielfalt“. Hier schlagen Naturerlebnisbegleiter „ihre“ Landschaftsausschnitte im Weinanbaugebiet Mosel vor, die eine besondere Strahlwirkung entwickelt haben. Aus den Vorschläge wählen wieder die Naturerlebnisbegleiter jährlich drei Leuchtpunkte aus. Einer von ihnen im Jahr 2018 war der „Nitteler Fels“, der bereits im Mai von Andy Becht ausgezeichnet wurde. Nun konnte der Staatssekretär den dazugehörigen Film das erste Mal der Öffentlichkeit präsentieren. Er ist ab sofort über den YouTube-Kanal der „Lebendigen Moselweinberge“ anzuschauen und zu verlinken. Der Initiator, Naturerlebnisbegleiter Dr. Johannes P. Orzechowski aus Nittel, schilderte eindrucksvoll, wie nach seiner Auszeichnung der Leuchtpunkt unter anderem durch Aktivitäten der örtlichen Kindergartenkinder, durch kulturelle Veranstaltungen oder Gästeführungen weitergelebt wird.
Landrat Gregor Eibes unterstrich die Bedeutung der Initiative „Lebendigen Moselweinberge“ für die Regionalinitiative Mosel, die sich in dieser kurzen Zeit als ganz wichtiger Baustein entwickelt hat. Hubert Friedrich, Leiter des DLR Mosel, hob die wertvollen Impulse hervor, die von den Naturerlebnisbegleitern ausgehen. So wurde dieses Jahr als Abschlussarbeit von Elmar Kohl aus Piesport eine Broschüre zur Begrünung von Steillagen erarbeitet, die viele praxisnahe Tipps für die Entwicklung artenreicher Rebzeilen und Saumstrukturen gibt.
Emotional wurde es bei dem Grußwort von Kathrin Hegner. Sie blickte an ihrem letzten Auftritt als Moselweinkönigin auf die vielen Veranstaltungen der „Lebendigen Moselweinberge“ in der vergangenen 360 Tagen zurück. Immer war sie von dem Engagement der Menschen beeindruckt, die ihren Beitrag zur biologischen Vielfalt auf ganz unterschiedliche, immer kreative Weise erbringen wollten. Wenn es ihr beruflich möglich wäre, würde sie gerne auch einmal den Kurs zur Naturerlebnisbegleiterin mitmachen, gestand sie ein wenig wehmütig. Landrat Gregor Eibes prophezeite ihr, „dass sie dazu zumindest für den nächsten Kurs wohl keine Zeit hätte, da sie ja dann“, so hoffte er unter großem Beifall, „Deutsche Weinkönigin sein würde.“
Die Initiative „Lebendige Moselweinberge“ besteht seit 2013 unter Federführung des DLR Mosel. Hier sollen Aktivitäten zur Förderung der biologischen Vielfalt in den Weinbergen des Anbaugebiets Mosel unterstützt werden, um die nachhaltig eine hohe Qualität der Weinkulturlandschaft zu erhalten. Informationen finden sich aus der Homepage www.lebendige-moselweinberge.de. Dort sind auch die Filme zu den Leuchtpunkten der Artenvielfalt verlinkt und verschiedene Infomaterialien herunterzuladen. Neu ist der „Star des Monats“, in dem zukünftig eine besondere Pflanzen- oder Tierart der Weinberge mit Expertentipp präsentiert wird. Auch eine diesjährige Abschlussarbeit von Heike Schmidt aus Wehlen.
Bildunterschrift:
Das Foto zeigt die Naturerlebnisbegleiter des Jahrgang 2018 vor dem Steillagenzentrum in Bernkastel-Kues. Links vorne Staatssekretär Andy Becht, rechts vorne DEHOGA-Vizepräsident Lothar Weinand, Landrat Gregor Eibes und Moselweinkönigin Kathrin Hegner.
Text und Foto: Carsten Neß, DLR Mosel