Mit der Mosel und ihrer atemberaubenden Landschaft verbindet man automatisch Terrassenanbau, Riesling und anderen weißen Rebsorten. Aber auch roten Sorten werden an der Mosel angebaut. Vermutlich bauten bereits die Römer in der Spätantike Rotwein an der Mosel an. Mehr als 800 Hektar Rebfläche im Gebiet sind heute mit den "Roten" bestockt, allen voran Spätburgunder. Hochwertige, elegante Pinot noir von den Schiefer- und Muschelkalkböden der Region finden inzwischen international Beachtung. Neben anderen roten Burgundersorten wie Schwarzriesling, St. Laurent und Fürburgunder haben auch Regent und Dornfelder Bedeutung. Selbst "Exoten" wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah werden von einigen Moselwinzern angebaut und erbringen bemerkenswerte Weine.
Nun ist das Angebot in der Mosel-Region um eine weitere rote Rebsorte erweitert worden. Die ersten Zweigelt-Reben an der Mosel wurden Mitte April 2021 in der Winninger Großlage „Domgarten“ gepflanzt. Zweigelt ist schon geraume Zeit seitens des Weinbauministeriums Rheinland-Pfalz zum Anbau zugelassen.
Das macht sich das Projekt "First Zweigelt" an der Terrassenmosel nun zunutze. Hinter diesem Projekt stehen Kira Herzog, Geschäftsführerin der EMPEKO VEnture GmbH in Koblenz, Winzer Karsten Lunnebach aus Koblenz-Güls und Mario Blinn, die den Zweigelt damit auch im professionellen Weinanbau an der Mosel etablieren. Die jungen Reben wurden auf rund 1.000 Quadratmetern gesetzt. Erste Erfahrungen mit der Sorte haben sie schon zuvor gemacht, wie Kira Herzog berichtet: "2013 haben wir als private Hobby-Anpflanzung 56 Reben des Zweigelt erstmals in Koblenz angepflanzt. Hieraus entstand erstmals 2015 ein im Barrique ausgebauter Rotwein, 2019 erstmals ein fruchtiger Blanc de Noir."
"In drei Jahren lesen wir dann hoffentlich die ersten Zweigelt-Trauben im neu angelegten Weinberg", so Herzog weiter. Die Ausbauform werde dann nach der Charakteristik des Vegetationsjahres gewählt. Der Ausbau erfolgt exklusiv durch das traditionsreiche Weingut Karl Lunnebach in Koblenz-Güls.
Finanziert wurde der Zweigelt-Anbau an der Mosel durch das Einwerben von Rebenpatenschaften als Crowd-Funding-Projekt.
Zweigelt, auch Blauer Zweigelt und Rotburger genannt, ist die in Österreich inzwischen am meisten verbreitete Rotweinsorte. Fritz Zweigelt kreuzte sie aus Blaufränkisch und St. Laurent im Jahre 1922. Im Burgenland und in Niederösterreich sowie vereinzelt auch in der Steiermark kann man ihn antreffen. In nennenswertem Umfang wächst der Zweigelt auch in Ungarn, in Tschechien und in der Slowakei; einige wenige Anlagen mit Zweigelt gibt es auch in Kanada und Japan. In Deutschland wird die Sorte vor allem in den Gebieten Württemberg, Franken und Saale-Unstrut kultiviert, aber in vergleichsweise geringem Umfang.
Der Zweigelt ist sehr widerstandsfähig gegen schlechte Witterung und nicht so sehr anfällig für Rebkrankheiten. Er fordert jedoch einiges an Aufmerksamkeit und intensive Grünpflege. Der Zweigelt treibt früh aus und neigt zu recht hohen Erträgen, so dass im Sinne einer Qualitätssteigerung ein rechtzeitiges Ausdünnen erforderlich ist. Als Rotwein ausgebaut zeichnet sich der Zweigelt durch einen farbintensiven, vollfruchtigen, schmeichelnden und harmonischen Charakter aus und eignet sich auch gut für den Ausbau im Barrique. Am Gaumen zeigt sich der Zweigelt weich, vollmundig und saftig mit einer Fruchtnote von reifen Sauerkirschen und Pflaumen; moderates Tannin und eine feine Kräuterwürze runden den Geschmack ab. Ausgebaut als Blanc de Noir duftet er laut Kira Herzog nach roten Beeren, Aprikose und Zitrusfrüchten.
Mehr über das Projekt und die Personen dahinter unter www.first-zweigelt.wine oder auf den Social Media Kanälen Instagram und Facebook unter firstzweigelt