Besondere Auszeichnung für Markus Molitor

Pioniergeist und kompromissloser Qualitätsanspruch: Walter-Scheel-Medaille geht an Moselwinzer.

Moselwinzer Markus Molitor wurde am 9. Dezember als herausragende Winzerpersönlichkeit, die den Weinbau an Mosel und Saar in den vergangenen vier Jahrzehnten nachhaltig geprägt und dessen weltweites Renommée maßgeblich gefördert hat, mit der Walter-Scheel-Medaille ausgezeichnet. Die Verleihung fand auf Molitors Weingut, dem Haus Klosterberg, in Bernkastel-Wehlen statt. Die drei mit je drei Michelin-Sternen dekorierten Köche der Mosel – Christian Bau, Clemens Rambichler und Thomas Schanz – standen erstmals überhaupt gemeinsam am Herd und begleiteten zur Feier des Tages die ausgezeichneten Molitor-Weine mit einem spektakulären Menü.
 
Die Küchen, die Weine, die kulinarischen Spezialitäten und gastronomischen Traditionen sind ein lebendiger Teil des kulturellen Erbes Europas. Sie spiegeln die europäische Vielfalt und verbinden Menschen über alle Grenzen hinweg. In diesem Geist und zur Erinnerung an den vierten Bundespräsidenten zeichnet die Walter-Scheel-Medaille seit dem Jahr 2014 Persönlichkeiten aus, die sich in außerordentlicher Weise um den Erhalt und die Förderung der kulinarischen Kultur Europas verdient gemacht haben.
 
Genusskultur in Vollendung erlebte die Gäste der Verleihung 2024 – unter ihnen der Präsident des Deutschen Kulturrats Christian Höppner, der Winzer und ehemalige DFB-Präsident Fritz Keller, der Vorsitzende des VDP-Mosel Carl von Schubert sowie der frühere Präsident der Europäischen Investitionsbank Werner Hoyer. Mit Rosace von der Gänseleber mit Schafskäse, karamellisierten Bucheckern und Pfeffereis von Thomas Schanz, einer Tranche vom Steinbutt aus der Vendée mit Velouté von Maronen, Beerenauslese und weißem Trüffel von Clemens Rambichler oder Japanischem Beef mit Unagi und Imperial-Caviar, Vinaigrette mit Pilzen, Seaweed und Dashi von Christian Bau begleiteten gleich drei der besten Köche Deutschlands die Weltklasse-Gewächse von Markus Molitor: Darunter eine 2018 Erdener Prälat Auslese*** (100 Punkte Parker), ein 2010 Graacher Himmelreich*** Pinot Noir und die berühmte 1990er Zeltinger Sonnenuhr Beerenauslese*.
 
Markus Molitor, Winzer in der achten Generation, übernahm Mitte der 1980er-Jahre das väterliche Weingut in Bernkastel-Wehlen, das damals nur wenige Hektar Rebfläche umfasste. In den darauffolgenden vier Jahrzehnten entwickelte er es zu einem der größten privat geführten Weingüter des Anbaugebiets und wurde zu einem der bedeutendsten Botschafter des deutschen Weinbaus weltweit. Für Markus Molitor ist die Auszeichnung mit der Walter-Scheel-Medaille „eine überwältigende Ehre“. Er sei stolz, sich damit in eine „Reihe herausragender europäischer Persönlichkeiten und ‚Genuss-Kultur-Botschafter’ wie Angelo Gaja, Hugh Johnson oder Ferran Adrià einordnen zu dürfen.“
 
Dr. Christoph Wirtz, Vorsitzender des Trägerkreises der Walter-Scheel-Medaille e.V., sprach in seiner Laudatio von Molitors „Innovationskraft, seinem Pioniergeist und kompromisslosen Qualitätsanspruch sowie seiner eigensinnigen, natur- und terroirgeprägten Arbeitsweise”, die Molitor zu einer “zentralen Persönlichkeit der Weiterentwicklung der uralten Weinbautradition an Mosel und Saar” gemacht habe. Wirtz unterstrich im Sinne Walter Scheels, „dass das Kulinarische eine hohe verbindende Kraft zwischen Menschen und Kulturen besitzt, die europäische Vielfalt wunderbar abbildet und damit die Möglichkeit bietet, die Schönheit Europas im Alltag ganz konkret zu erfahren.” Markus Molitor trage durch seine Arbeit an der Mosel dazu bei, diese Vielfalt zu bewahren und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln: “Mit seinem von Weitblick und Beharrlichkeit geprägten unternehmerischen Handeln, das das stetige Streben nach Innovation auf beeindruckende Weise mit den jahrtausendealten Wurzeln und Traditionen des ältesten Weinbaugebiets Deutschlands verbindet – nicht zuletzt durch die Rekultivierung zahlreicher historisch hochbedeutender Weinlagen.“
 
Markus Molitor ist der 21. Träger der Walter-Scheel-Medaille. Vor ihm wurden unter anderem bereits die Spitzenköche Alain Ducasse, Ferran Adrià und Eckart Witzigmann, die italienische Winzerlegende Angelo Gaja, die österreichische Glasbläser-Dynastie Riedel, der britische Weinkritiker Hugh Johnson, die Grappa-Pionierin Giannola Nonnino oder der Slow-Food-Gründer Carlo Petrini ausgezeichnet.
 
Das Weingut Markus Molitor
Das Weingut Markus Molitor liegt inmitten der Weinberge des Wehlener Klosterbergs an der Mittelmosel. In mehr als 25 spektakulären Steillagen an Mosel und Saar (teilweise mit uralten Rebstöcken bestockt) werden in kompromissloser Handarbeit und mit dem absoluten Respekt gegenüber der Natur Riesling und Burgundersorten angebaut. Eine späte Lese und strenge Selektion der einzelnen Beeren führen zu niedrigsten Erträgen. Im Sinne der Philosophie von Natürlichkeit, Lagencharakteristik, Komplexität und Lagerpotential werden alle Weine ausschließlich spontan, meist klassisch im großen Holzfass, vergoren – ohne die Anwendung stabilisierender Maßnahmen oder Zugabe von Hilfsmitteln. Weine von Markus Molitor bringen den nahezu unendlichen Facettenreichtum des Mosel-Rieslings in einem einzigartigen Spiel von Frucht und Mineralität, Süße und Säure zum Ausdruck.
 
Der Trägerkreis Walter-Scheel-Medaille e.V.
Der Trägerkreis der Walter Scheel Medaille e.V. ist überparteilich, unabhängig sowie zur Förderung von Kunst, Kultur und des Völkerverständigungsgedankens als gemeinnützig anerkannt. Er trägt den Namen des vierten Bundespräsidenten (sowie Außenministers und Stellvertreters des Bundeskanzlers Willy Brandt von 1969 bis 1974). Scheel verstand den europäischen Gedanken als zentralen Wert seines politischen Wirkens – und gehörte zugleich zu den wenigen Spitzenpolitikern Deutschlands, die auch der kulinarischen Kultur einen hohen Stellenwert einräumten. Zeit seines Lebens nutzte er als Staatsmann ihre verbindende Kraft: „So manche Verhandlungen zwischen Staaten kamen bei einem guten Essen zum Durchbruch, so manches Bündnis wurde mit einem gemeinsamen Mahl besiegelt. Den Tisch mit dem Gast, dem Freund oder Fremden zu teilen, ist sichtbares Zeichen für Freundschaft.“ (Walter Scheel, 1991)
 
Die Einigung Europas ist der Leitgedanke der Walter-Scheel-Medaille. Sie steht für die europäische Verbundenheit auf dem Teller und über den Tellerrand hinaus. Der Jury der Auszeichnung gehören neben dem Vorsitzenden des Trägerkreises, dem Journalisten Dr. Christoph Wirtz, der frühere Präsident der Europäischen Investitionsbank Dr. Werner Hoyer, der Spitzenkoch Christian Bau sowie die Sommelière Melanie Wagner an. Der leidenschaftliche Europäer und Präsident der der Französischen Republik a.D. Valéry Giscard d’Estaing (1926-2020) hatte die Schirmherrschaft über die Walter-Scheel-Medaille inne.